Die Vergangenheit unseres Ortes hat viel zu erzählen:
»Linderbach, Linderbeche, Linderbrache, Laenterbach, Linterbrach, Länterbruch, Linderbich wie es in alten Urkunden genennt wird, liegt in der suedlichen Ecke, wo Dittelstedt aus dem Stadtamte in das Azmannsdorfer Amte uebergeht, stoeßt ostwaerts an das Lazareth, nordwaerts an Azmannsdorf, und streckt sich gegen Westen an das Krempfer und Schmittstedter Weichbild. Es hatte sonst einen Komenthurherrn des teutschen Ordens zu Weißensee, nachher Sachsen = Weißenfels zum Kirchpatron. Das die Grafen von Linderbach von dem Orte abstammen sollen, laeßt sich nicht beweisen. An Wasser hat es keinen Mangel. Außer dem Brunnen ist es mit einem Teich und einem Wasserbach versehen, wovon die Fischerei-Benutzung verpachtet wird. Jener gehoert der Kirche, dieser der Gemeinde. Sumpf und Leeden (?) sind gar nicht vorhanden. Die Acker, die fleißig mit Anis bebauet werden, koennen nicht hinreichend wegen des Holz- und Viehmangels geduengt werden. Die Gemeinde hat nebst ihren Laenderei-Besitzungen, ihren 3 Haeusern und ungefaehr 80-90 Rthlr Einkuenften die Trist-, Schenk- und Braugerechtigkeit, muss aber die Unkosten der Installation des Pfarrers mit der Kirche zur Halbschied tragen.«
1104
wird als Besitztum des Erfurter Peterklosters als »Linderbeche« und »Linderbrache« erstmals urkundlich erwähnt
1286
– Erfurter Gebiet erhielt erhebliche Erweiterung – Hermann von Husingerode mit Graf Heinrich des jüngeren von Gleichen (Lehnsherr) wiederkäuflich erkauft > definitiv jedoch erst 1343: Haus und Dorf Vieselbach + Linderbach, Kerspleben, Kleinmölsen, Hopfgarten, Ulla, Nohra, Bechstedt-Strass, Utzberg, Sohnstedt, Obernissa, Mönchenholzhausen, Hochstedt un Windischholzhausen + Urbich, Niedernissa, Büßleben und Rödichen (nach…
15. Jh.
Die Erfurter Verwaltung gliedert sich in 7 Vogteien. Linderbach gehört zur Vogtei Kerspleben.
1618-1648
Der Dreißigjährige Krieg hat für Linderbach schlimme Folgen. Mehrfach ziehen Heere unterschiedlicher Kriegsherren durch.
1664
Erfurt, einschließlich seiner Besitzungen, verliert seine relative Selbstständigkeit und wird wieder stärker von Mainz regiert.
1782
29.03.: Goethe schreibt in einem Brief an Charlotte von Stein: »Dieses zum Zeichen daß die Fluthen bey Linderbach mich nicht verschlungen haben«
1793
Volkszählung von Karl Wilhelm Ettinger: Volksmenge: 26 Männer/Wittwer, 23 Frauen, 7 Wittwen, 32 Söhne, 32 Töchter, Temporäre Einwohner: 0 Knechte, 1 Magd, Zugvieh: 12 Pferde, 5 Ochsen, übriges Vieh: 55 Rindviecher, 135 Schafe, 1 Schwein
1806
Nach der Schlacht von Jena/Auerstedt wird Linderbach Bestandteil des dem französischen Kaiser direkt unterstehenden Fürstentum Erfurt. Der Schaden der Plünderungen wird mit über 11709 Taler für Linderbach angegeben (im gesamten ehemaligen Amtsbezirk Vieselbach wird der Gesamtschaden mit 16538 Taler beschrieben).
1808
27.09.: Napoleon I. empfängt Alexander I. von Rußland in Linderbach, um danach gemeinsam Einzug in die Stadt Erfurt zu halten.
1816
Linderbach wird der neugegründeten Verwaltungsstruktur Landkreis Erfurt zugeordnet bis zu seiner Auflösung 1994
1819
Das Amtsgericht wird nach Vieselbach verlegt. Linderbach gehört nun zum Amtsgerichtsbezirk Vieselbach.
1829
18.08.: Genehmigungsantrag für Bau einer Staumauer (40 cm), zusätzlich zur Schleuse, um Wasserversorgung bei Feuer zu gewährleisten (da bei trockenem Sommer der Bach unterhalb trocken lag)
1954
02.08.: Sanierung des Dorfbrunnens am Anger durch die Fa. „Adolf Anger – Brunnenbau – Installation“
1974
14.03.: Zusammenschluss der Gemeinden Linderbach und Azmannsdorf zur Gemeinde Linderbach-Azmannsdorf mit gemeinsamen Gemeinderat und Bürgermeister
1997
18.12.: Der Verfassungsgerichtshof des Landes Thüringen weist die Klage der ehemals eigenständigen Gemeinden Vieselbach, Büßleben, Kerspleben, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Schwerborn und Stotternheim gegen die Eingemeindung nach Erfurt ab. Damit sind diese rechtskräftig Ortsteile von Erfurt.
2004
Mit der Kommunalwahl 2004 endet der Zusammenschluss mit Azmannsdorf und Linderbach wird eigene Ortschaft der Landeshauptstadt Erfurt.
Angaben aus Archivmaterial des Stadtarchives Erfurt. Alle Angaben ohne Gewähr!